Sebastian arbeitet als Technical Consultant bei queo und ist begeisterter Softwareentwicklungsenthusiast. Bei ihm kommen fachliches Detailinteresse und ein planerischer Geist zusammen. Auf die Frage nach seinem Lieblingsprojekt reagiert er ohne langes Überlegen: die Dateninfrastruktur für den Schweizer AgroVet-Strickhof.

Gemeinsam mit seinem 12-köpfigen Development-Team und den Schweizer queos entwickelte er eine leistungsstarke Dateninfrastruktur (DI). Sie führt heterogene Daten von Kühen aus diversen Quellen zu einer homogenen Datenbasis zusammen. Und bereitet sie bedarfsgerecht für die unterschiedlichen Nutzergruppen auf. So wird die Lebensgeschichte der Kuh transparent. Kein Wunder, dass er sie gern auch „Die gläserne Kuh“ nennt. Oder eben „die gläserne Vreni“.

Fünf Fragen haben wir Sebastian hierzu gestellt.

Unser 30 jähriger Mitarbeiter Sebastian lächelt. Er trägt ein blaues langärmliges Hemd und hat blonde Haare..

Kurz zusammengefasst: 
Dein Lieblingsprojekt in 3 Worten?

„Das geht nicht. Aber ich versuch’s mal hiermit: Unser Kuhprojekt in der Schweiz. Das Projekt war für mich schon deshalb etwas ganz Besonderes, weil wir zum Projektstart zu einem Crashkurs in Landwirtschaft eingeladen waren. Gefolgt von einem Besuch bei unserem Kunden in Lindau. Am ersten Tag haben wir dabei tatkräftig mit angepackt. Neben dem Füttern und Melken haben wir die IT-Systeme auf einem schweizerischen Bauernhof und dem Forschungsbetrieb AgroVet-Strickhof kennenlernen können. In den nächsten Wochen sorgten diverse neue Begriffe wie Fleischigkeit, Trockenstellung oder Beefnet für rege Anteilnahme aller Entwickler in den Scrum Meetings. Aber vielleicht schauen wir einmal auf die nächste Frage.“

Was war die größte Herausforderung?

Die erste der großen Herausforderungen: Auf jeden Fall das Vokabular. Also nicht nur, weil es ein Projekt in der Schweiz war. An „Offerte“ statt „Angebot“ hab ich mich schnell gewöhnt. Ans Schweizerdeutsch eher nicht. Aber dafür hatten wir unsere Birgit aus Solothurn und die anderen Schweizer queos. Sie haben für uns Dresdnerinnen und Dresdner nach oder auch in den Gesprächen häufig übersetzt. Doch es gab eben auch Fachbegriffe, die wir alle - auch die Schweizer queos - lernen mussten. Von „Belegung“ hat der AgroVet-Strickhof immer dann gesprochen, wenn eine Kuh befruchtet wurde. Aber der klare Favorit unter allen Begriffen: die Respirationskammer! Das ist ein luftdichter Raum inklusive Kuh, in dem ihre Gasausgänge aufgezeichnet werden. In diesem hermetisch verschlossenen Raum wird z. B. eine Kuh mit verschiedenen Futtermischungen gefüttert, um anschließend Rückschlüsse auf die produzierten Kuh-Abgase zu ziehen. Das größere Ziel hier ist, über die Futtermischung das von der Kuh produzierte Methan zu reduzieren.

Die zweite große Herausforderung: Die unterschiedlichen Anforderungen zu Schnittstellen und Datenaufbereitungen je nach Anwendergruppe zusammenzubringen. Der AgroVet-Strickhof ist eine Kooperation in Bildung und Forschung des Kompetenzzentrums für Land- und Ernährungswirtschaft Strickhof, der ETH Zürich und der Universität Zürich. Dabei ist die Dateninfrastruktur (DI) des AgroVet-Strickhof für Mitarbeitende, Betriebswirte, Forscher, Tierärzte und Studierende gleichsam das zentrale System für die tägliche Arbeit. Mit unserer DI haben wir die unterschiedlichen Nutzergruppen zusammengebracht: Alle konnten ihre Fachexpertise bei der Konzeption der Anwendung mit einbringen. Die Oberfläche unserer Anwendung bildet ein hohes Maß an Fachinformationen ab. Und bleibt dabei intuitiv bedienbar. Das war eine große Herausforderung in der Umsetzung, die wir sehr gut gelöst haben. Der Betrieb sieht zum Beispiel den Futterverzehr und Gewichtsverlauf eines Einzeltieres. Die Forschenden können die Versuche und Versuchsergebnisse in der DI verwalten und anhand der errechneten Nährstoffaufnahme Rückschlüsse auf die Milchqualität der Kühe ziehen. Die Masken der Anwendung sind dabei so aufgebaut, dass alle Daten zu einem Tier mit wenigen Klicks erreichbar sind. Unsere Lösung haben wir von Anfang an nachhaltig konzipiert: Die DI ist so entwickelt, dass weitere Standorte/Betriebe sowie Datenquellen durch die Nutzerinnen und Nutzer hinzugefügt werden können. Ohne zusätzliche Code-Anpassungen. Da es so viele unterschiedliche Nutzergruppen für unsere DI gibt, haben wir auch ein transparentes Rechte- und Rollenmanagement erarbeitet. So können neue Rollen inkl. zugehöriger Berechtigungen intuitiv definiert oder bestehende Rollen bearbeitet werden.

Die dritte große und für mich als Technical Consultant größte Herausforderung: Ich habe ein Team von 12 Entwicklerinnen und Entwicklern geplant und gesteuert. Es gab stellenweise komplette Tage, an denen ich ausschließlich an Projektplänen und Zeitenschätzungen gearbeitet habe. Ein so großes Team möglichst effizient auszulasten und dabei Deadlines und Budgets im Blick zu behalten, täglich Anforderungen nachzuschärfen und mit dem Kunden zu konkretisieren und dabei das Bestandsgeschäft im Auge zu behalten, ist eine krasse Aufgabe. Es war eine sehr herausfordernde und lehrreiche Zeit. Und ich bin stolz auf das, was wir geleistet haben. Ich kann mich noch immer für unsere geschaffene Softwarelösung begeistern, die mit dem laufenden Supportmandat stetig erweitert wird. Zudem haben wir viel über die Zusammenarbeit in einem so großen Development-Team gelernt. Ich fühle mich bereit für das nächste Großprojekt und freue mich darauf. Mit den Learnings aus diesem spannenden Projekt kann ich jetzt umso stolzer sagen: Für Projekte in dieser Größenordnung bin ich und sind wir bestens gewappnet.“

Eine weiße Porzellan Kuh steht auf dem Tisch. Sie ist bunt gefleckt, mit grün, blau und rotem Fleck. Auch trägt sie eine Glocke um ihren Hals.

Was hat am meisten Spaß gemacht?

„Ähnlich wie bei Jenny und ihrem Lieblingsprojekt: Das Arbeiten vor Ort. Damit wir Landwirtschaft besser verstehen, haben sich unsere Schweizer queos mit einem lokalen landwirtschaftlichen Advisor in der Nähe von Solothurn zusammen getan. Ihn haben wir einen Tag lang begleitet und spannende Einblicke in den Arbeitsalltag eines Landwirts bekommen. Zuletzt haben wir sogar einen Abschlusstest gemacht, um zu zeigen, was wir uns gemerkt haben. Mein ganz persönliches Highlight war die Kuhverwaltungssoftware des Landwirts: Der Ladebalken war hier eine Kuh, die sich langsam mit Milch füllte. Da strahlte mein Entwicklerherz. Aber natürlich war der Besuch auf dem AgroVet-Strickhof ein ebenso großes Highlight: Hier überwiegt der Forschungsgedanke. Die Anlage wirkt im Vergleich zum Bauernhof eher wie ein Wellness-Center für die Kuh. Kein Wunder, denn die Kühe und ihr Wohlbefinden haben hier oberste Priorität. Zudem gab es verschiedenste Maschinen zu bestaunen, welche beispielsweise vollautomatisch die Kuh melken. Denn auch das ist eine Aufgabe des Strickhofs: die Erprobung neuer technischer Möglichkeiten."

Wer hat dich auf dem Weg begleitet? Wer war deine Lieblingsprojektperson?

„Dürfen auch Kühe zu Lieblingspersonen zählen? Wenn ja: Dann gehört unbedingt auch Vreni dazu. Sie ist eine Kuh aus Holz und war unser Maskottchen, das unsere Roadtrips und wichtige Projektabschnitte begleitet hat. Wir haben sie ursprünglich für eine aktivere Social-Media-Begleitung nutzen wollen - als Erkennungszeichen und Begleiterin.“

Ein 25 jähriger Mann steht vor dem Gitter eines Kuhstalls. Eine schwarze Kuh schnuppert an seiner Hand..

Und am Ende: 
Was waren die Learnings aus diesem Projekt?

„Auf jeden Fall die Zusammenarbeit mit den Schweizer queos! Es war das erste Projekt in dieser Größenordnung, welches die Teams beider Standorte noch näher zusammengebracht hat. Mein persönliches Learning war aber vor allem die umfangreiche Projekt- und Teamplanung. Während des Projekts hab ich mir noch ein Controlling-Tool mit Excel gebaut, das mir jederzeit einen Überblick über unseren Projekt-, Zeit- und Budgetstatus gegeben hat. Die Gedanken und Zahlen dieser Excel-Lösung flossen später sogar bei der Erweiterung unserer queo-eigenen Projektmanagement-Software barbuda mit ein. Darüber bin ich natürlich super happy! Und, wie ich schon vorher meinte: Ich bin durch AgroVet geübter im Management solcher Großprojekte. Jetzt kann gern das nächste kommen, damit ich das gelernte Wissen einsetzen, festigen und weiter ausbauen kann!“

Vielen Dank, Sebastian!