Wir von queo sind ein Team aus 150 Mitarbeitern an den Standorten Dresden, Berlin und Solothurn. So viele Mitarbeiter – so viele Lebensläufe. Wir sind ein sehr heterogenes Gespann. Unsere Wege zu queo sind meist nicht geradlinig verlaufen. Heute stellt sich unser Art Director Mathias Wagner - genannt Matze - vor, der seinen Weg zu queo beschreibt.

Seit etwas mehr als 7 Jahren bin ich nun bei queo und gestalte von Anfang an Benutzeroberflächen für Menschen – ganz gleich ob es sich dabei um Websites, Apps oder andere digitale Produkte handelt. Mittlerweile bin ich bei queo als Art Director angestellt und mein Herz schlägt nach wie vor für User Experience, Usability und Ästhetik!

Auch mein Lebensweg ist, wie der aufmerksame Leser dieser Reihe schon ahnen kann, nicht so ganz gerade. Aber fangen wir mal von vorne an.

In der Zeit, in der sich meine Schulausbildung dem Abschluss näherte, geschahen eine ganze Reihe von gravierenden Änderungen. Zwei haben sich bei mir eingeprägt.

  • Meine Familie und ich konnten nun, zum ersten Mal in unserem Leben, unsere Bekannten und Verwandten in Nordrhein-Westfalen besuchen. Für mich eine Reise aus dem typischen Straßenlaternen-Orange und den trist-grauen Gebäuden zu einer scheinbar lebensfrohen und bunten Reklamewelt. Und wieder zurück in eine orange-graue Tristesse, die sich aber zunehmend anarchisch, experimentierfreudig und spannend zeigte – Aufbruch und Veränderung lag in der Luft.
  • Die Schule, die ich besuchte gab es plötzlich nicht mehr. Also das Gebäude schon – aber das DDR-Schulsystem wurde durch das neue, sächsische Schulsystem ersetzt. Aus der Polytechnischen Oberschule Lilo Hermann wurde über Nacht die Mittelschule¹ Christian Lehmann. Von einer Kommunistin, die 1938 für ihre Überzeugungen von den Nazis hingerichtet wurde, hin zu einem Magister, der im 17. Jh. Ortspfarrer meines Heimatorts war.

Durch die politischen Umbrüche gab es plötzlich für mich mehr Wege als nur den ursprünglich vorhergeplanten. Auf einmal war mehr möglich, als nur den Handwerksbetrieb meines Vaters weiter zu führen. Aber zu der Zeit war ich noch nicht so weit – beziehungsweise hatte noch nicht so weit gedacht. Nicht, dass man mich hier falsch versteht: Meine Eltern hatten nicht für mich geplant, dass ich unter allen Umständen den Betrieb meines Vaters übernehmen sollte, nur wagte ich aus religiösen und politischen Gründen damals nicht einmal daran zu denken, in der orange-grauen Tristesse ein Abitur oder geschweige denn ein Studium zu absolvieren. All das geschah irgendwo und irgendwann in der Zeit von 1989 bis 1993. Ich glaube, der Roman „Zonenkinder“ von Jana Hensel beschreibt ganz gut die Gedanken und Gefühle meiner Generation.

1993 machte ich, als einer der ersten Jahrgänge in Sachsen, meine Mittlere Reife. Ich hatte bis dahin nur herausgefunden, dass ich nicht Bäcker im Betrieb meines Onkels werden konnte, da ich den Mehlstaub nicht vertrug. Ansonsten war ich lieber draußen an der frischen Luft oder erforschte den Commodore AMIGA 500, meinen ersten Computer. Die Entscheidung darüber, was ich nach der Schule werden soll, hatte ich gut verdrängt. Also begann ich kurzer Hand eine Ausbildung zum Maler und Lackierer im Betrieb meines Vaters.

Schon als Kind malte und zeichnete ich mit meinem Großvater zusammen. Ich liebte es, mit ihm zusammen Bilder zu malen. Auch sortierte ich stundenlang Stifte nach Farbe, meine eigenen und, wenn andere nicht zuschauten, auch die Fremder. Meinem Großvater schaute ich auch oft über die Schulter, wie er frei Hand Schrift mit einem Schriftpinsel und Farbe auf Transparentschilder setzte. Ich war davon sehr fasziniert. Der Inhalt der Leitsprüche des SED-Ortsverbandes, die dann meinen Heimatort in einer Frakturschrift schmückten, war mir nicht wichtig. Farben, Formen, Ästhetik weckten in mir, auch wenn ich das damals so nicht hätte sagen können, ein großes Interesse. Aber davon fand ich leider zu wenig im Beruf des Malers und Lackierers. Ich lernte eher nass-kalte Baustellen kennen und Wände, die schnell weiß werden sollten.

Während meines Zivildienstes, der sich an meine Zeit als Maler und Lackierer anschloss, reifte in mir der Plan, mein Abitur nachzuholen um studieren zu können. Innerhalb eines Jahres absolvierte ich die Fachoberschule in Aue und erhielt ein Fachabitur für Technik –  damit hatte ich meine Fachhochschulreife.

Ich bewarb mich also auf die Studiengänge Medientechnik in Mittweida und Religionspädagogik und Gemeindediakonie in Moritzburg.

Was soll ich sagen? Moritzburg mit dem religionspädagogischen Studiengang hat mir zuerst zugesagt. Und wieso überhaupt Religion? Nun ja, es war damals ein wichtiges Thema für mich. Trotzdem war es dann doch nicht das, was ich auf Dauer wollte. Ich versuchte mich daher anschließend noch an einem Studium der Sozialpädagogik an der Evangelischen Hochschule Dresden. Aber vor lauter Nebenjobs (Essenausfahren am Wochenende, Nachtdienste in einer Dresdener Wohnungslosenübernachtung, Website Erstellung für das ehs Forschungszentrum, etc.) kam ich nicht wirklich zum eigentlichen Studieren. Ich beendete das Studium, weil ich es mir nicht mehr länger finanzieren wollte und ich merkte, dass mich diese Art der Arbeit mit Menschen sehr schnell ausgezehrt hätte. Ich wäre mir bald ganz dünn und ausgemergelt vorgekommen, wie Butter auf zu viel Brot verstrichen. Die Erfahrungen dieser Zeit haben mich aber auch zu dem gemacht, der ich heute bin und ich möchte sie deswegen nicht missen.

Nach dieser Zeit strandete ich erst einmal im Hartz IV. Aber ich nutzte diese Zeit und beschäftigte mich mit Webdesign, HTML, CSS und PHP. Damit besann ich mich auf ein altes Interesse, das sich bereits während meiner Studienzeit heraus gebildet hatte – nur hatte ich jetzt die notwendige Zeit dafür. Eines Tages saß ich im Wartebereich des Jobcenters mit einem Buch über HTML und CSS, auf das mich meine Jobcenter-Agentin ansprach. Wir kamen ins Gespräch über mein Interesse am Webdesign. Ein viertel Jahr später hatte ich einen Bildungsgutschein für eine Umschulung zum Mediengestalter Digital und Print mit Fachrichtung Technik in der Tasche. Diese Umschulung absolvierte ich hier in Dresden.

Endlich hatte ich das Gefühl, an der richtigen Stelle zu sein. Das, was ich in dieser Ausbildung lernte und umsetzte, fühlte sich genau richtig an. Auf meinem Weg bis dahin hatte ich dieses Gefühl zuvor nie gehabt. Ich hatte das gefunden, wofür ich brenne. Meine Affinität für Computer und das Internet konnte ich mit meinem Gefühl für Farbe, Formen und Ästhetik verbinden. Dass ich jetzt richtig war, bestätigte sich dann auch im Abschluss. Ich war der Jahrgangsbeste.

Ein Praktikum für diese Umschulung öffnete mir bei queo die Tür. Ich wurde nach diesem Praktikum übernommen.

Der Anfang bei queo war nicht leicht für mich. Das Niveau war noch eine Stufe höher, als ich es bisher gewohnt war. Aber durch Mut, Willen, Talent und viele gute Kollegen startete ich in ein Berufsleben, das immer wieder spannend, herausfordernd und einfach toll ist.

Was sich in meinem Karriereweg durchzieht ist, dass der Mensch im Mittelpunkt steht. War es früher die Pädagogik, ist es jetzt die User Experience. Meine Mission ist, die Mensch-Maschine-Schnittstelle mit Fokus auf den User zu gestalten. Die Maschine muss sich dem Menschen anpassen – nicht umgekehrt. Schönheit, Ästhetik, Usability, Pädagogik und Psychologie begleiten mich dabei. Aber keine Angst – ich hebe jetzt nicht ab, denn die Arbeit bei queo besteht auch aus ganz alltäglichen Dingen. Man skaliert auch mal ein Foto oder sucht jemandem die RGB-Werte einer Farbe heraus.